Historie

Das Trompeterkorps des Husarenregiments Zar Nikolaus II., 1. Westfälisches Nr. 8

Die ehemalige Fürstbischöfliche Residenz Schloß Neuhaus kann auf eine weitreichende Musik- und vor allem auch Blasmusik-Geschichte zurückblicken.

Die ersten “Blasmusiker” in Schloß Neuhaus waren die Hoftrompeter am Hofe des Fürstbischofs. Die Wurzeln der Blasmusik im heutigen Sinn finden sich in den Trompeterkorps der im Schloß von Neuhaus stationierten Truppen wieder, von denen wohl das “Trompeterkorps des Husarenregiments Zar Nikolaus II., 1. Westfälisches Nr. 8” – besser bekannt unter dem Namen “8er Husaren” – das Dorfleben in Schloß Neuhaus am meisten beeinflusste. Diese bezogen am 24. Februar 1851 Quartier in Schloß Neuhaus.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Husarenregiment, und somit auch das Trompeterkorps, im Rahmen der Erfüllung des Versailler Vertrages und der damit verbundenen Truppenreduzierung aufgelöst. Teile des Husarenregiments Zar Nikolaus II., 1. Westfälisches Nr. 8, sowie Truppenteile fünf weiterer Regimenter gingen 1920 im 15er Kavallerieregiment auf. Der letzte Musikmeister des Trompeterkorps der 8er Husaren von 1911-1919, Hugo Gerlach, gründete 1920 nur ein Jahr nach der Auflösung das Trompeterkorps des Kavallerieregiments 15, wobei auch einige Musiker der 8er Husaren daran beteiligt waren.

Hugo Gerlach und “sein Trompeterkorps des Kavallerieregiments 15” in Schloß Neuhaus

Das Trompeterkorps des Kavallerieregiments 15 wurde 1920 von Hugo Gerlach als “Nachfolger” des “Trompeterkorps des Husarenregiments Zar Nikolaus II., 1. Westfälisches Nr. 8” gegründet.

Zu Hugo Gerlach berichtet ein Zeitzeuge:

“Nach Ausbildung an einem Konservatorium trat Hugo Gerlach im Jahre 1902 im Alter von 19 Jahren in das Leibgardehusarenregiment ein.” 1911 übernimmt Gerlach als letzter Musikmeister das Trompeterkorps der 8. Husaren bis zu deren Auflösung. Weiter schreibt Friedrich: “Als Musikmeister begann er 1919 mit einigen Trompetern der 8. Husaren in Neuhaus mit der Bildung des Trompeterkorps, welches sich in kurzer Zeit wegen seines musikalischen und reiterlichen Könnens nicht nur bei Paraden, so später in Berlin und in Rom, sondern ebenso bei Turnieren und festlichen Veranstaltungen größter Beliebtheit erfreute. 1943/44 holte Oberst Georg Freiherr von Boeselager Hugo Gerlach als Stabsmusikmeister zum Kavallerieregiment Mitte, wo er aus Musikern verschiedener Kavallerieverbände ein auf Schimmeln berittenes Trompeterkorps aufstellte, welches als einziges bis zum Kriegsende geschloßen erhalten blieb.”

Nach dem Krieg und der damit verbundenen offiziellen Auflösung des Trompeterkorps blieben die Musiker um Hugo Gerlach zusammen. Die sogenannte “Kapelle Gerlach” war regional und überregional bekannt. Hugo Gerlach gab am 30. September 1961 in der Paderhalle in Paderborn im Alter von 79 Jahren sein Abschiedskonzert. Er starb am 04. November 1964 als Ehrenbürger von Schloß Neuhaus und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Paderborner Westfriedhof mit allen militärischen Ehren begraben.

1945 – nach Ende des zweiten Weltkriegs – löste sich das Trompeterkorps des Kavallerieregiments 15, das bis dahin ausschließlich unter der Leitung von Hugo Gerlach gestanden hat, auf.

Neueste Entwicklung

Durch die berühmten und hervorragenden Trompeterkorps der in Neuhaus stationierten Truppen wurde in Neuhaus und im benachbarten Sennelager das Interesse an der Blasmusik geweckt. Es kamen auch Musiksoldaten vom Wehrdienst in diese Orte zurück, so daß sich um 1906-1908 in Sennelager und Neuhaus unabhängig voneinander zwei Blaskapellen gründeten. Die Kapelle in Sennelager, unter der Leitung von Franz Rölleke, gehörte dem Heimatverein an, die Neuhäuser Kapelle schloß sich dem katholischen Arbeiterverein an. Hier hatte zuerst Franz Fischer die musikalische Leitung, später Konrad Höschen, Vater eines noch aktiven Musikzugmitgliedes. Die Kapellen waren aber nur ca. 9-15 Mann stark, sie wurden zu der Zeit fast ausschließlich zu den regelmäßig stattfindenden Prozessionen gebraucht. Um die Jahrhundertwende entstand auch das Tambourkorps des Kriegervereins aus ehemaligen Militärtambouren und -hornisten (Hornist = offizielle Bezeichung für einen Pfeifer beim Spielmannszug). Dieses gestaltete das erste Schützenfest 1914 in Neuhaus musikalisch mit und schloß sich nach dem Krieg 1920 zum zweiten Schützenfest dem Bürger-Schützen-Verein an. Bei den Schützenfesten in Neuhaus spielte selbstverständlich auch die Kapelle des katholischen Arbeitervereins zum Marsch durch den Ort und zum Konzert.

Im Jahr 1958 gründete sich der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Schloß Neuhaus. Noch im Gründungsjahr wurde Josef Brinkmann stellvertretender Dirigent des Feuerwehrmusikzugs, der damals von Franz Rölleke geleitet wurde. Als dieser aus Altersgründen die Funktion des Dirigenten nicht mehr ausüben konnte, übernahm Josef Brinkmann im Alter von 22 Jahren den Taktstock. Mit viel Elan und Einsatzbereitschaft machte er den Musikzug bekannt. Er übte dieses Amt 12 Jahre lang aus. Danach war er noch weitere 10 Jahre stellvertretender Dirigent.

Im Jahr 1982 wurde unter der musikalischen Leitung von Josef Brinkmann der jetzige Musikzug des Bürgerschützenvereins Schloß Neuhaus gegründet. Durch seinen enormen Einsatz und seine Erfahrung wuchs dieses Orchester in kurzer Zeit zu einem namhaften Aushängeschild von Schloß Neuhaus heran. Eine Leistung, die große Anerkennung verdient.

Schon früh machte Josef Brinkmann als Trompeter auf sich aufmerksam und verschaffte sich durch seine musikalischen Leistungen Respekt und Ansehen. Hugo Gerlach, ein geachteter Militärmusiker, engagierte Josef Brinkmann im Alter von 17 Jahren als Trompeter für seine Kapelle, was zur damaligen Zeit eine echte Besonderheit darstellte, bestand doch dieses Orchester aus ehemaligen Berufsmusikern der 15er Reiterkapelle. Schnell war Josef Brinkmann in Paderborn und Umgebung als Trompeter und Solist bekannt und wurde von vielen Kapellen bei Besetzungsengpässen engagiert.

Im Jahre 1988 beschloß er, den Taktstock an Elmar Büsse abzugeben und war bis zum Beginn 2002 stellvertretender Dirigent unseres Musikzugs. 

Josef Brinkmann hat sich als Musiker und Dirigent über viele Jahre hinweg für die musikalischen Belange in Schloß Neuhaus und Umgebung in besonderer Weise eingesetzt und verdient gemacht. Seine musikalische Kompetenz sowie seine Beharrlichkeit und sein Durchsetzungsvermögen verschafften ihm Erfolg und Anerkennung.

Für diesen Einsatz und die beispielhafte Arbeit wurde Josef Brinkmann beim Frühlingskonzert im März 2002 zum Ehrendirigenten des Musikzuges des Bürgerschützenvereins Schloß Neuhaus ernannt.

Mit großem Elan und Einsatzbereitschaft leitet Elmar Büsse seit 1988 dieses Orchester – und das mit großem Erfolg. Elmar Büsse ist ebenfalls Trompeter und Absolvent der Musikhochschule in Detmold, eine der namhaftesten Musikhochschulen in Deutschland. Hauptberuflich ist er Dozent im Fach Trompete an der Städtischen Musikschule in Paderborn. Bei vielen offiziellen Anlässen hat er sein musikalisches Können mit virtuoser Bravour unter Beweis stellen können, was ihn mittlerweile weit über die Grenzen Paderborns bekannt gemacht hat.

Nach über 30 Jahren übergab Elmar Büsse 2019 im feierlichen Rahmen des Konzerts “Winterzauber” den Taktstock schließlich an Dominik Baumann. Trotz seines jungen Alters konnte Dominik Baumann bereits zahlreiche Erfahrungen im Dirigieren vorweisen und in der Vorbereitungsphase frische Impulse setzen. Die Leitung weiterer Konzerte blieb ihm jedoch vorerst verwehrt, da entsprechende Vorhaben aufgrund der Corona-Pandemie immer wieder verworfen werden mussten. Dennoch führte Dominik Baumann den Musikzug mittels innovativer Online-Proben mit Bravour durch die Krise und ermöglichte nach den langen Pausen immer wieder einen reibungslosen Neustart und gelungene Auftritte. Aktuell bereitet er den Musikzug anlässlich dessen runden Geburtstags auf das Konzert “40 Jahre Musikzug – neu interpretiert!” vor.